Mein neues Video steht unter dem Motto „Lebensziele stärken. Mit Coach“. Am fiktiven Beispiel des Informatikers Urs, der den Coach aufsucht, weil seine Lebensqualität an einem Besorgnis erregenden Tief angelangt ist, wird eine Zielaktivierung mittels KRAFT vorgezeigt.
Die Energie folgt dem Fokus.
Ob in der Meditation oder beim Yoga, ob bei Hausaufgaben oder im Dialog mit einer nahestehenden Person - diese Wahrheit gilt überall: Wohin wir unseren Fokus lenken, dorthin wandert die Energie.
DIE ENERGIE FOLGT DEM FOKUS. Und wenn wir Energie sammeln, gibt uns dies Material in die Hand, um unser Leben freier und freudiger zu gestalten.
Ziellosigkeit hingegen kann Probleme bringen. Wo Wohlstand herrscht, kann sich die Ziellosigkeit verstärken. Denn wofür sich engagieren, wenn man doch schon alles hat? Fehlt ein
Ziel, kann sich die Energie nicht sammeln. Sie wird in keine Richtung gebracht und droht so, ungenutzt zu verpuffen. Oder die Energie kann uns gar blockieren. So als würden viele Stromkabel
herumliegen, die uns zum Stolpern bringen.
Was aber macht ein gutes Ziel aus? Es ist der Prozess, der den Unterschied macht.
Für das Video habe ich die Zielaktivierungsmethode KRAFT von Gabriele Müller gewählt, welche eine Abwandlung von
SMART ist. Das KRAFT-Modell finde ich
besonders anschaulich. K steht für konkret, R für realistisch, A für attraktiv, F für Fähigkeiten und T für terminiert. (Näheres zu KRAFT lesen Sie weiter unten.)
Im Videobeispiel wird der Informatiker Urs (43, verheiratet, zwei Kinder) im Gespräch mit dem Coach dargestellt.
Zuerst kann Urs keine genauen Angaben machen, was er durch die Unterstützung erreichen will. Aber er stellt fest, dass es ihm nicht besonders gut gehe und er sich eine Verbesserung der
Lebensqualität wünsche. Er leide an "Verzweiflungsattacken" sowie Schlaf- und Alkoholproblemen.
Der Coach und Urs - im Video durch systemische Holztöggeli repräsentiert - stellen sich, um das globale Ziel präsent zu machen, erst einmal vor, dass die Sitzung maximal ergebnisreich verliefe.
"Was hättest du im Erfolgsfall erreicht?", wird Urs vom Coach gefragt. In Urs' Antwort wird sein Wunsch, sein Anliegen deutlich: "Wieder in eine gute Richtung gehen, ein Gefühl von
Zuversicht finden und mehr in die Kontrolle kommen".
Ganz von selbst füllt nun KRAFT die Lücken, die bestehen und welche für die Zielerreichung definiert werden müssen. Eins zieht das Andere nach sich.
Aus Wünschen werden in diesem Prozess Ziele. Positive, lösungsorientierte Gefühle treten auf, die bei Urs über lange Zeit nicht mehr, vielleicht noch nie, da waren. Eine chronifizierte
Problemtrance wird durch Lösungssprache (solution talk) verdrängt. Die Grundeinfärbung der Problemstellung verändert sich.
K konkret.
Was genau willst du erreichen? Wann, wo und mit wem? Woran genau wirst du erkennen, dass du das Ziel erreicht hast? Was willst du tun? Wir müssen uns das Ziel vorstellen können.
Wie ist es, wenn es da ist? Ich sehe es vor mir. Ich höre es. Ich spüre und fühle es. Urs sagt, dass wenn in ihm die Zuversicht, das bessere Kontrollgefühl, das Empfinden einer guten
Richtung lebendig wären, er seine Gedanken deutlicher wahrnehmen könnte. Er liesse sich von D.S., seinem schwierigen Arbeitskollegen, weniger irritieren.
R realistisch.
Was kannst du selbst beeinflussen? Was liegt in deiner Macht? Was genau kannst du tun?
Wir müssen an das Ziel glauben können. Deshalb müssen wir auch jene Teile aussortieren, die nicht realistisch sind. Unser Unterscheidungsvermögen ist gefragt. Urs sieht es als machbar an, mit
seiner Frau und seinem Chef in Austausch zu treten sowie im Geschäft eine Mediation zwischen sich und D.S. zu verlangen.
A attraktiv.
Was ist dir wichtig daran, dieses Ziel zu erreichen? Was wird sich für dich und deine Umgebung verändern? Welchen Nutzen und Gewinn erhoffst du dir?
Ein Ziel muss Reiz haben. Es muss unser Leben, bestenfalls die Welt überhaupt, verbessern. Es muss mir damit besser gehen als ohne. Gesundheit, Glück und Wohlbefinden sind wohl die grössten
Attraktivitätspunkte überhaupt. Urs erwähnt ein grösseres körperliches Gesundheitsgefühl, bessere Schlafqualität und geringeren Alkoholkonsum.
F Fähigkeiten.
Welche Fähigkeiten und Eigenschaften stehen dir zur Verfügung, um das Ziel zu erreichen? Wir haben Fähigkeiten, die wir gewertschätzt haben wollen. Wir haben Quellen. Wir haben aber auch
Grenzen und Lücken. Beide Seiten gehören angeschaut. Urs kann seine Disziplin und körperliche Fitness anführen - was ihm fehlt, ist die Fähigkeit, das Ziel aus eigener Kraft zu
erreichen.
T terminiert.
Bis wann willst du dein Ziel erreichen (Datum)? Was ist dein erster Schritt in Richtung Ziel? Was genau müsste der nächste Schritt beinhalten? Zeit ist ein beschränktes Gut, das wir in jedes Kalkül integrieren sollten. Was wollen wir mit unserer Zeit anstellen? Ein Planen der Intervention und Eingliedern ins Leben, in den Terminkalender, findet statt. Somit kann das Abenteuer losgehen. Acht bis zehn eineinhalbstündige Coachingsitzungen zwischen Urs und dem Coach werden geplant. Zwei davon sollen, um das Starten zu erleichtern, in Wochenabständen stattfinden.
In der Schlussevaluation geht es darum, Ehrlichkeit und Offenheit zu ermöglichen sowie Vertrauen und Beziehung zu stärken. Hat es für Urs so gestimmt, wie er vom Coach geführt
wurde? Hat die Sitzung ihm geholfen? Was kann er an Spannkraft und Motivation mitnehmen und in eine "Hausaufgabe" überführen?
Die Lust und der Appetit, die Herausforderung anzupacken, sind Urs' Reaktion jedenfalls anzumerken.
Es ist völlig absurd. Wir alle wissen es. Doch scheint unser Alltag ganz darauf ausgelegt, unser Wissen wirkungslos zu machen oder uns einzureden, man könne die Naturgesetze überlisten.
Wir sind sterblich. Wir werden mit 100 %-iger Sicherheit sterben. Man könnte sogar sagen: diese Gewissheit thront über allem Anderen, was unsere Existenz und das Universum
anbelangt. Über gar vieles mag man sich streiten, über Geschmäcker sowieso. Aber darüber, dass wir alle früher oder später diesen Körper verlassen müssen, lohnt keine Diskussion.
Es geht beim Sterben grunddemokratisch zu. Während nicht alle von uns Liebesbeziehungen haben, nicht alle von uns Kinder bekommen und aufziehen, nicht alle einen Job und ein Bankkonto haben,
längst nicht alle Achtsamkeit praktizieren – sterben müssen wir wirklich alle.
Todesgewahrsein ist ein wichtiges Mittel, um uns wach zu halten. Um bewusst zu leben. Um auf dem Boden der Tatsachen zu bleiben. Um ungesunde Dysbalancen auszugleichen. Um uns
nach Konflikten wieder versöhnen zu können. Und noch so manches mehr...
Das Memento Mori (Erinnere dich, dass du stirbst) ist für den Buddha in der Satipatthana, der Lehrrede zur Achtsamkeit, wichtig.
Du gehst durch deinen Körper, spürst ihn, machst dir bewusst: Es ist Täuschung, am Körper anzuhaften. Dann beobachtest du den Atem und machst dir bewusst: Der Atem ist, wovon
unser Leben abhängt. Der Atem garantiert uns das Leben. Und er könnte jeden Moment enden. Und zumindest bringt uns jeder Atemzug unserem Tod näher - soviel ist klar. Dann kommt die Betrachtung
des Leichnams und des Skelettes, um dir das so wichtige Daseinsmerkmal "Vergänglichkeit" (in Pali "Anidscha") bewusst zu machen. Es hat also einen tiefen Zweck, sich die folgenden unschönen
Bilder zu vergegenwärtigen. Und das Unschöne davon kann sich mit der Praxis transformieren und sogar zu etwas Wohltuendem werden (Übersetzung aus Pali, aus Analayos Werk "Der direkte Weg"
2010):
"Sodann, ihr Mönche, als sähe er einen Leichnam, hingeworfen auf einem Leichenfeld - einen Tag, zwei oder drei Tage tot, aufgedunsen, bläulich verfärbt, aus dem Flüssigkeiten
sickern... wie er von Krähen, Falken, Geiern, Hunden, Schakalen oder verschiedenen Arten von Würmern verschlungen wird... ein Skelett mit Fleisch und Blut, von Sehnen zusammengehalten... ein
fleischloses Skelett, blutverschmiert, von Sehnen zusammengehalten..."
Bei dieser Vergegenwärtigung sollte man die Sache aber nicht überstrapazieren. Man sollte nichts davon erwarten und sich keinen Druck aufsetzen. Die Reflexion sollte einem guttun, Leiden lindern
und den Geist klären. Wenn die Übung eine andere Wirkung hat, übermässige Angst, Übelkeit, Rastlosigkeit oder andere Reaktionen auslöst, sollte man die Dosierung senken. Die Körperwahrnehmung ist
ein integraler Bestandteil dieser Praxis.
Eine australische Sterbebegleiterin hat einen Beststeller geschrieben. Der Titel: «Fünf Dinge, die Sterbende am meisten bereuen» (erschienen im Goldmann Verlag).
Bronnie Ware schildert ihre Erlebnisse als Palliativschwester. Ihr Sachbuch ist ein Geschenk an die Lesenden - voller Akzeptanz, Zärtlichkeit und Lebensweisheit.
Was sind diese fünf Dinge, die Sterbende laut Bronnie Wares Erfahrung immer wieder bedauern, weil sie sie vernachlässigt haben?
Erstens, ich hätte gerne den Mut gehabt, mir selbst treu zu bleiben, statt so zu leben, wie andere es von mir erwarten.
Zweitens, ich wünschte, ich hätte nicht so viel gearbeitet.
Drittens, ich hätte gerne den Mut gehabt, meine Gefühle auszudrücken.
Viertens, ich hätte den Kontakt zu meinen Freunden mehr pflegen sollen.
Fünftens, ich hätte mir mehr Freude zugestehen sollen.
Bronnie Ware verkörpert mit ihrem Buch genau jene Qualitäten, die sie so wichtig findet. Die Autorin ist sehr offen, sie verstellt sich nicht. Ein Erfolgstyp scheint sie nicht zu
sein, sie war zwischendurch praktisch obdachlos. Bronnie Ware legt ihre Gefühle transparent dar, steht zu ihrer Liebe zu den Menschen. Aber auch zu ihren Schwierigkeiten, manche menschliche
Wesenszüge zu verstehen, die Schaden anrichten. So wird sie immer wieder Zeugin von Respekt- und Lieblosigkeiten gegenüber Sterbenden, begangen in der Regel von nahen Angehörigen.
Die Musse spielt in Bronnie Wares Leben offenbar eine grosse Rolle. Freude am Leben dringt aus jeder Zeile ihres Textes. Sie passt sich nicht einfach an, aber sie liebt. Sie lebt jenseits bürgerlicher Normen, aber sie begleitet alle Menschen. Unabhängig von Stand und Ansehen. Es sind auch viele Reiche darunter.
Das Memento Mori als Praxis kann sich auf vielfältige Weise vorteilhaft in unserem Leben auswirken. Nachfolgend einige persönliche Überlegungen:
• Beim Fällen von Entscheidungen : Es hilft mir, wenn ich mir bei einer Entscheidungsschwierigkeit bewusst mache, dass ich sterblich bin. Mir wird klar, wie unglaublich es ist, überhaupt
diese Optionen zu haben, unter denen ich auswählen kann. Ich stelle mir die Frage: Mit welchem Entscheidungsresultat könnte ich in Ruhe sterben, wenn ich schon heute aus dem Leben schiede?
• Lebensqualität und Glück. Todesgewahrsein gibt Ruhe und Erdung. Was brauche ich denn mehr, als einfach am Leben zu sein? Das Glück des puren Daseins.
• Gesundheit. Um gesund zu sein, müssen wir in Kontakt bleiben mit unseren Quellen. Gesundheit hat mit Ganzheit, mit Stimmigkeit zu tun. Todesgewahrsein hält uns in Stimmung.
Das Memento Mori stimmt, bildlich gesprochen, die Gitarre unseres Daseins. Und erzeugt einen schönen, abgerundeten Klang.
• Sicherheit und Frieden im Zusammenleben. Wie können wir ein anderes Leben töten, wenn wir Freude und Ergötzung an unserem eigenen Leben empfinden? Und den Fakt wertschätzen,
dass es ein Wunder ist, am Leben zu sein? Viele verantwortungslose Handlungen von Menschen kämen nie zu Stande, wenn sie mehr im Todesgewahrsein verankert wären.
• Weniger Ressourcen durch Überkonsum vergeuden. Wir brauchen weniger, wenn wir den simplen Wert des Lebens AN SICH tief empfinden. Verzichten kann eine Chance sein, näher zur
Essenz des Lebens zu kommen.
• Charakterliche Entwicklung. Todesgewahrsein verbrennt das Halbgare und lässt das Gute erstrahlen. Man sinkt ins Fundamentale hinein. Die Persönlichkeit reinigt und klärt sich.
• Beziehungen. Wir sehen das Wunder der Begegnung. Es ist einzigartig und unvergleichlich, guten Menschen zu begegnen, die uns die Augen und Herzen öffnen.
• Intelligenz und Kreativität: Unsterblich macht uns kein noch so gescheiter Gedanke, macht uns kein noch so geniales Werk. Das fokussiert unser intellektuelles und kreatives
Schaffen. Relativierung aus der Mitte heraus.
Es würde Sinn machen, wenn wir uns regelmässig vor Augen halten, dass wir auf der Reise sind, und dass die Länge der Reise völlig unbekannt ist. Klar ist einiges über die
Destination: Sie ist das absehbare Ende der Reise. Und die klaren Aspekte des Reisezieles darf man, ja sollte man sich bewusst machen. Aus ihnen entspringt nur Gutes.
Mein Leben kann noch Jahrzehnte dauern – oder aber in der nächsten Sekunde enden.
Zum Schluss zwei Video- respektive Podcast-Tipps:
Warum fürchten wir uns vor dem Tod? - Sternstunde Philosophie mit Susanne
Burri
Der Grabstein steht - Jung und kerngesund, und doch seinen Tod
bereits geplant. SRF Input
Der Neurowissenschafter James Fallon hat eine starke These, von der er sich nicht abbringen lassen will. Bis er eine Begegnung mit sich selbst hat, die ihn erschüttert.
Ich habe durch einen Podcast von NZZ Akzent von James Fallon erfahren. Fallons Forschungsfeld ist das Gehirn von sogenannten
Psychopathen und Psychopathinnen. Er ist überzeugt, dass das Erbgut der Faktor ist, der über Psychopathie entscheidet. Bis er sein eigenes Hirn analysiert.
Man stelle sich das vor: Ich befasse mich mit einer Gruppe von "Abnormen" und potenziell Gefährlichen, um die Gesellschaft und diese Leute selbst vor ihr zu schützen. Ich forsche nach Hilfsmitteln, diese potenziell gefährliche Personengruppe leichter zu erkennen - beispielsweise durch Gentests und Hirnscans. Eines Tages entdecke ich rein zufällig, dass ich selbst unter die Kategorie der "Abnormen" und potenziell Gefährlichen falle. Das kriminelle Verhalten meiner Vorfahren und die Aussagen meines Umfelds über mein eigenes, manchmal schamloses Verhalten stützen den Befund sogar!
Müsste ich - ich spreche aus Fallons Perspektive - nun die Gesellschaft vor mir selbst schützen? Der Forscher zumindest wird gezwungen, seine These "Die Hirnstruktur und das Erbgut allein sind entscheidend, ob jemand ein Psychopath oder eine Psychopathin ist" radikal zu hinterfragen. Denn er selbst ist nie straffällig geworden. Er hatte jedoch auch eine behütete Kindheit. Sind die anderen Forschenden wohl doch keine Spinner, wie Fallon stets annahm? Hatten die Anderen doch Recht, den Aspekt der biografischen Prägungen bei Straftaten zu betonen?
Selbsterkenntnis führt zu einem heilsamen Schock und leitet ein Umdenken ein. Fallon könnte sich vielleicht sogar bewusst werden, dass seine Veranlagung ein Motiv war, sich in diese spezielle Forschungsaufgabe hineinzuknieen. (Es schiene mir nicht abwegig, ist aber reine Spekulation.) Es gibt also diese Trennung zwischen "ich" ich "sie" oder zwischen "wir" und "sie" gar nicht. Der ganze Anstrich von wissenschaftlicher Objektivität und unbeteiligter Beobachtung blättert ab. Plötzlich sieht einer sich selbst mit heruntergelassenen Hosen dastehen. Sieht: Seine detektivischen Ermittlungen haben ihn auf die eigene Spur geführt. Er hat sich unwissentlich selbst auf die Anklagebank gerufen. - Das ist die Ödipus-Erkenntnis, das ist der Erbsünde-Schock. Ein unglaublicher Moment.
Immerhin kann der Forscher die Einsicht mit Humor und Leichtigkeit nehmen und sie in sein Weltbild integrieren...
Jesus sagt in der Bibel: "Wie kannst du sagen zu deinem Nächsten: Halt, ich will dir den Splitter aus deinem Auge ziehen! Und siehst nicht den Balken in deinem eigenen Auge?" (Mätthaus 7,4)
Ich möchte dem berühmten Wissenschaftler James Fallon danken, dass er seinen schockhaften Gesinnungswandel publik gemacht hat. Der Mangel beziehungsweise die Schwäche punkto Empathie, die er bei sich selbst feststellt - und welche er per Definition mit Psychopathen teilt -, hat nicht zu Verbohrtheit, sondern zu wertvollen Erkenntnissen geführt.
Selbsterkenntnis ist auch für meine Anliegen unverzichtbar. Sie ist leitend beim guten Schreiben, beim wirksamen Coaching, in der inspirierenden Arbeit in der Gruppe. Selbsterkenntnis ist eine Grundfähigkeit des homo sapiens sapiens. Sie zeichnet jenen Menschen aus, der sich bewusst ist und weiss, dass er weiss. Das Erkenntnissystem dieses Menschen kurzzuschliessen, ihn zu einer vollen Umarmung seiner eigenen Natur zu bringen, bedeutet, seine spirituelle, Frieden und Weisheit und Mitgefühl schaffende Energie anzuzapfen.
Aber das geschieht nicht in der Komfortzone! In der comfort zone ist die Gefahr gross, dass der Geist sich über die Naturgesetze erhebt. Die automatischen Überlebensmodi von Flucht, Angriff und Erstarren bestimmen uns. Wir sehen nur, was wir sehen wollen. Und nur soviel, wie unserer Überlebensstrategie dienlich ist.
Hier könnte die Meditation als Korrektiv ins Spiel kommen. Meditation als ehrliche, handwerklich fundierte und unmanipulative Selbst-Erforschungsmethode. Sie trägt jenen Aspekt der geklärten Subjektivität zum Erkenntnisprozess bei, der für ausgewogene Wissenschaft nötig ist. Wahre Meditation und die direkte Lebenserfahrung greifen ineinander, stehen sich nicht im Wege, sondern sind im Dialog.
Die älteste und auch die ehrlichste Form von Forschung ist die Meditation. Meditation ist die Urform von Wissenschaft. Eine Balance zwischen Innen und Aussen bei der Erkenntnis hilft auch, Wissen hilfreich und mitmenschlich förderlich einzusetzen. Wissen, das ohne Empathie in Umlauf gebracht wird, ist Wissen ohne Verantwortung. Es kann Schaden anrichten.
Selbsterkenntnis bedeutet: die Naturgesetze erkennen. Erkennen, wie die Wirklichkeit «gebaut» ist. Wie die Dinge zusammenhängen und zusammenspielen.
Sie führt zu Ernüchterung und führt dazu, dass wir Illusionen und Täuschungen loslassen müssen. Und so bewahrt sie uns vor folgenreichen Irrtümern.
In diesem Sinne möchte ich ganz besonders Menschen, die in der Wissenschaft tätig sind, tägliches Meditieren empfehlen. Doch selbstverständlich nicht nur diesen.
Hören Sie hier kostenlos den Podcast "Gibt es den geborenen Psychopathen?" auf NZZ Akzent.
Am Anfang meines Jugendroman-Projekts stand eine Erinnerung aus der Jugendzeit. Ein Coaching hatte mich zu dieser identitätsbildenden Erinnerung zurückgeführt. Von da ausgehend hatte ich, mit selbsttherapeutischer Absicht, eine märchenhaft eingefärbte Kurzgeschichte geschrieben.
Ich fühlte mich durch den wertvollen Findling beschenkt und liess mich auf den Prozess ein. So konnte ich bereits bei Abschluss meines Autor-Buches im März 2022 vom Jugendroman-Projekt berichten (Seite 352). Eins gab das Andere. Die Dinge entstehen allmählich. Es brauchte und braucht weiterhin Geduld.
Mit der Zeit wurde aus dem Kreativen Prozess ein immer breiterer Strom, zu welchem viele Zuflüsse etwas beitrugen: Namentlich Musik von damals und auch von jetzt, sodann die
Leben von scheinbar fremden Menschen und die Möglichkeiten dieser Leben. Desweiteren Sondierungen meiner eigenen Vergangenheit, Gespräche mit Freunden und Freundinnen sowie mit
Familienangehörigen. Öfters werde ich auf kuriose Weise berührt durch alte Briefe und Fotos. Ich staune: War das damals wirklich ich? Bin ich noch die Person von dazumal? Wie möchte ich mit den
Erinnerungen, der Veränderlichkeit und den Instabilitäten, die sich über die Zeit hinweg zeigen, umgehen? Was vermag über den Lebenslauf hinweg zu tragen, was bleibt von den Jahrzehnten? Mit
welchen Botschaften und «Wahrheiten» und Welten möchte ich mich auf das Lesepublikum zubewegen?
Dank Handwerk erscheint der Weg des Wachsenlassens als kein Buch mit sieben Siegeln. Er ist begehbar. Es ist nicht nur ein naives Zulassen, sondern auch ein Produzieren, ein
Wissen-Wie, ein Anwenden von Knowhow. Selbstbewusst und gekonnt. Irgendwie tüchtig. Halt eine Arbeit. Ich kann etwas! Heisst es doch, dass Handwerk goldenen Boden habe.
Ich arbeite sowohl mit Bewährtem wie auch mit Neuem: In erster Linie mit meinen Journalen, sodann mit der Schreibsoftware Papyrus und mit dem Fachbuch «Romanwerkstatt» von Hofko et al. (2005).
Mit meinem Wissen, meinem Knowhow und meinem Erfahrungsschatz aus Gymlehrer- und Journalistenzeiten. Mit meinem «Autor-Buch», das achtsame
Inspiration im literarischen Schreiben auf professionellem Niveau begleitet. Ja, dieses von mir zusammengestellte Buch verhilft in der Tat zu einem Dialog mit meinen Ressourcen. Ein Ansatz, den
ich mag und immer wieder gerne wähle.
Mit der Zeit entsteht eine Szenenabfolge. Jede Szene kann für sich alleine stehen, treibt aber auch die Handlung voran. Aus einer Szenenabfolge entsteht eine packende
Bilderfolge, entsteht ein innerer Film, entsteht eine Art Drehbuch. Cliffhanger werden beim Switchen zwischen den Handlungssträngen platziert. Sie erhöhen die Spannung.
Derweil hat sich die Geschichte längst vom Autobiografischen abgekoppelt, hat sich transformiert und ist zu etwas in sich Abgeschlossenem geworden. Ich muss nicht mehr an Personen meines Lebens
denken, wenn ich mich in der Romanwelt bewege. Diese Figuren stehen für sich. Sie sind 100 Prozent fiktional. Gehören der Kreativsphäre an. Helfen mir, weiter in die gewünschte Richtung zu
gehen.
Vertrauen in den Prozess. Vertrauen in den Prozess bedeutet: Geduld haben. Oftmals lösen sich Knöpfe und es taucht Innovation auf, wenn ich mich am wenigsten damit befasse. Wenn
ich am Morgen aufwache oder mich zum Meditieren hinsetze. Es kann auch mal beim Duschen passieren. Wenn ich loslasse, wenn ich in meine eigene Essenz und Substanz eintauche, mich einfach sein
lasse und mich offen und mit wenig Erwartungen frage: «Wie geht es mir?»
Ich werde in meinem Umfeld mehr und mehr als jemand wahrgenommen, der Kreativität betreibt. Das ist aufregend, hat aber auch etwas Unerwünschtes an sich. Ich möchte das nicht pushen, denn ich
habe gerne meine Ruhe beim Schöpferischsein. Ich stelle es mir positiv vor, wohlwollend beobachtet zu werden, mit Respekt und aus der Distanz. Aber auf keinen Fall möchte ich bedrängt
werden.
Soll ich mich an Verlage wenden? Ich komme zum Schluss, dass es das Buch zwar guttun würde. Aber ich spüre auch, dass ich mich dafür noch nicht reif fühle. Ich erlaube mir sogar,
die Unreife zu geniessen – als eine Form von Narrenfreiheit. Lieber ein schlechteres Buch schreiben, aber mein eigen Herr und Meister sein, als den Spass an der Sache opfern. Ist das feige?
Vielleicht. Man kann es so sehen. Es macht aber auch Spass, eigene Fehler in Betracht zu ziehen und sie sich zu verzeihen. Dies ist ein Refugium, wo Spass und Freude leitend sind. Es ist, zuerst
einmal, ein amoralischer, schöpferischer Raum. Ich bin hier völlig frei. Es ist mein eigener Lernraum.
Gerade bei einem Jugendbuch scheint mir die Narrenfreiheit wichtig zu sein. Auch inhaltlich, auch stofflich. Jugendliche - so meldet sich in mir eine Stimme - sollten sich nicht
an Leistungsnormen orientieren müssen. Was ein Grunddilemma in der Schule ist. Adoleszente sollten vor allem experimentieren können. Natürlich betrifft dies insbesondere ihre Erfahrungsräume
ausserhalb der Schule.
Die Energie des Jugendlichen. Die Arbeit am Buch stärkt diese Energie in mir. Sie ergänzt mein Erleben als Erwachsener und unterläuft den Erwachsenen auch. Der Adoleszente wollte nichts von
Kausalitäten wissen. Er wollte überleben, er wollte einen gefüllten Teller, er wollte auf seine Kosten kommen. Da lagen keine Kompromisse drin. Er lief von einem Hammer in den nächsten hinein –
auch weil er wenig Begleitung durch erfahrene Mentoren oder Mentorinnen hatte. Reihenweise Misserfolge und Enttäuschungen gehörten jedoch zum Prozess dazu und formten eine Identität, die mir
heute wichtig scheint.
Oftmals gab es in der Adoleszenz erstaunliche Wendungen. In jenen Zeiten konnten aus Verlierern im Handumdrehen Gewinner werden. Das war in verschiedenen Domänen der Fall: in der Liebe, mit den
Peer Groups, im beruflichen und kreativen Schaffen, im Schulischen, später dann in der Berufslaufbahn…Das Blatt wendete sich immer wieder. Für den Adoleszenten kein Grund, sich zu wundern. Für
den Erwachsenen schon eher eine Herausforderung.
Im kreativen Prozess entsteht Glück – doch es besteht auch die Gefahr, einen Tunnelblick zu entwickeln, letztlich eben doch der Produktorientierung zu verfallen (siehe mein "Autor-Buch", Kapitel 2). Da kann das nicht-produktive, zerstreuende Gegenglück helfen: der bürgerliche Beruf,
welcher erdet und in die Gemeinschaft zurückführt, die Spaziergänge, die sozialen Begegnungen und die alltäglichen Herausforderungen. All das unterstützt beim Loslassen und stellt eine wichtige
Pause vom fokussierten Kreativsein dar. Es relativiert die vermeintliche Grossartigkeit des kreativen Genius und offenbart erst recht die Leichtfüssigkeit und das Geschenk der Ideen und Formen,
welche den Alltag einfach schöner machen.
Letztlich finde ich im Prozess eine alte Freundin. Nämlich eine Einsicht. Ich erinnere mich an die wichtigste und auch immer wieder überraschendste Botschaft meines «Autor-Buchs»: Kreativität in all ihren Ausprägungen will uns ans rechte Leben und Glücklichsein erinnern. Es geht um den Weg. Der Weg ist das
Ziel. Als Kreative stellen wir uns in den Dienst dieses Weges. Nicht unseres Selbst, nicht unserer Konzepte oder Ziele. Und genau das ist das Gesunde daran. Das ist die Frohbotschaft des
Schöpferischen.
So möchte ich den Jugendroman, mein nächstes Buch, entstehen lassen.
Im Coaching ist Kontakt wohl der Erfolgsfaktor überhaupt. Kontakt steht am Anfang von allem. Als Coach besteht meine Hauptaufgabe darin, den Coachees meine Präsenz zur Verfügung zu stellen. Richtig anwesend sein - das ist der Kern meiner Mission. Und Präsenz führt zu Kontakt. Die Kurzformel kann somit zugespitzt lauten: Coach gleich Kontakt. Als Coach bin ich ein Kontakt-Hersteller. Das kann nicht nur für die beratene Person, sondern auch für mich als Coach sehr befriedigend sein.
Ich möchte in diesem Blogpost schildern, was Kontakt im Rahmen des Coaching-Prozesses bedeutet. Und warum ich Kontakt stets stark im Fokus habe. Kontakt ist unschätzbar wichtig für den Erfolg einer Beratung, einer Begleitung. Er ermöglicht die Erreichung eines gemeinsam angepeilten Zieles.
Wir gönnen uns den Kontakt, wir holen uns den Kontakt, wir brauchen den Kontakt. Sonst sind wir wie der Fisch ohne Wasser.
Es geht um Präsenz und um Lebendigkeit. Aus Kontakt resultiert Beziehung.
Im Alltag gibt es positive Beispiele für gelingenden Kontakt. Beispielsweise das Agieren meiner neuen Bankberaterin. Sie bestand darauf, dass wir uns persönlich treffen, um uns kennenzulernen.
Und ich kann nur unterstreichen, dass dieses persönliche Treffen einen Unterschied machte. Auch wenn ich dafür einen ganzen Nachmittag aufwenden musste.
Was hat Kontakt ermöglicht? Dass sie mir zuhörte. Das Gefühl: Sie sieht und nimmt mich wahr. Ihr Nachfragen. Ihr Eingehen auf mich. Dass sie auch von sich etwas gezeigt hat, auch eine gewisse Verletzlichkeit. Die Haltung des Dienen-Wollens. Die wiederholte Einladung, mir unterstützend zur Seite zu stehen.
Andererseits gibt es negative Beispiele, die mich zur Verzweiflung bringen können: Hotlines, die ich schon gar nicht mehr anrufen mag, wenn ich ein Problem habe. Zu lange sind
die Warteschlaufen, zu oft habe ich die Erfahrung gemacht, mit meiner Situation und meinem Anliegen nicht verstanden zu werden. Viele "Segnungen" der Digitalisierung sind eher im Interesse von
Anbietern, die Personalkosten sparen wollen – und gehen auf Kosten hilfloser Kundinnen und Kunden. Auch das Misstrauen ist da, sich via Smartphone-Lösungen überwachbarer zu machen. Das ist kein
guter Kontakt, wo Diskretion und Privatsphäre nicht Vertrauenssache sind.
Als Coach bin ich mir bewusst, dass der Kontaktaufbau schon beginnt, bevor man einander leiblich gegenübersitzt. Via Mail oder am Telefon. Via Werbematerial oder Mund-zu-Mund-Empfehlung.
Wenn man sich dann näher kommt, geschieht vieles auf der nonverbalen Ebene. Im Rahmen meiner Coaching-Ausbildung starteten wir mit der sogenannten "Tram-Übung". Man sitzt einer Person, die man noch nicht kennt, schweigend gegenüber und notiert sich seine Vorstellungen und Beobachtungen. Was für eine Person könnte mir da gegenübersitzen? Wie ist sie? Was arbeitet sie? Vieles erwies sich im klärenden Gespräch danach als Vorurteil, nicht weniges erwies sich aber auch als zutreffend.
Wenn man sodann in der Begegnung miteinander zu sprechen beginnt, kommt das "Aktive Zuhören" zum Zuge. "Aktives Zuhören" erfordert Präsenz und Energie fürs Gegenüber und auch für einen selbst. Diese Methode ist für mich fundamental. Ein Zuhören, in welchem ich mich als Empfänger emotional ausdrücke. Wobei ich vor allem auf meine Emotionen und Körperempfindungen achtsam bin. Ein Zuhören, das mit dem Erzähler mitschwingt, das auf den ganzen Menschen mit seiner Verbalität, seiner Mimik und Gestik achtet. Als Zuhörender lasse ich mich in Berührung kommen und drücke aus, was in mir passiert. Mit maximaler Wertschätzung.
Das Gegenüber wird den Aktiven Zuhörenden meistens als angenehm empfinden. Es fühlt sich verstanden, gehört, und dadurch vermutlich genährt und wichtig. Ernst genommen. Getragen. Dies sind unabdingbare Voraussetzungen, um im Coaching tätig und schöpferisch zu werden und um an Potenziale heranzukommen.
Erst wenn ich das Gefühl habe, «Genau, jetzt ist ein Kontakt da, man ist miteinander angekommen», erst dann gehe ich weiter. Zwischendurch im Coaching kann es sein, dass man sich irgendwie aus dem Kontakt verliert, dann ist es ganz wichtig, wieder in Kontakt zu kommen.
(Erfolgsentscheidend sind im Coaching übrigens nebst Kontakt vier weitere Faktoren: Gemeinsame
Zielvereinbarungen, begründete Hypothesen, bewusste Interventionen und regelmässige Evaluationen.)
Und es geht auch um die Begegnungsgestaltung. Um den Raum der Begegnung. Das Ziel ist, dass die Coachees partizipieren und sich wirklich wohlfühlen können: Wo und wie sitzt man? Wie wird der Raum eingerichtet? Wie ist die Beleuchtung?
Es versteht sich auch, dass zu viel Irritation nicht gut ist. Coachee und Coach müssen grundlegend harmonieren - sie sollten sich mögen. Coachee muss deshalb möglichst früh die Möglichkeit haben, sich ein Bild der Coachin, des Coachs zu machen. Und wenn es von der Chemie her nicht passt, dann macht eine Zusammenarbeit keinen Sinn.
Alles in allem: Kontakt und Beziehung gehen im Alltag und im Geschäftsleben einfach zu oft vergessen. Viel zu oft. Nicht selten im Namen der Effizienz. Manchmal auch aus Bequemlichkeit
oder Ungeschicklichkeit.
Ich will aber, dass der Kontakt an erster Stelle steht. Meine Einladung zum Kaffee an Sie bleibt darum schon mal bestehen. Ich freue mich überhaupt über jeden Anruf – wirklich jeden! Meine Handynummer ist 078 265 00 23. Und natürlich über Coaching-Kundschaft. Kommen Sie auf ein Kontakt herstellendes Probecoaching vorbei.